06.06.2025 10:16
von Kommunikation

Pfingsten 2025

Dem Geist Raum geben

Wenn Farben vom Himmel fallen: Ferdinand Gehrs Glaskunst in der Roten Kapelle
Wenn Farben vom Himmel fallen: Ferdinand Gehrs Glaskunst in der Roten Kapelle

Von Toni Kurmann SJ
Direktor Lassalle-Haus Bad Schönbrunn

Wenn an sonnigen Tagen das Licht in die Rote Kapelle fällt, dann liebe ich die Glaskunst von Ferdinand Gehr im Lassalle-Haus noch mehr: Sie verwandelt den Raum, taucht ihn in Farben und macht ihn lebendig.

Das Rot fällt buchstäblich vom Himmel, und für mich ist das ein unmittelbar einleuchtendes Bild für eine genuin spirituelle Erfahrung, die jeder machen kann, und die im Zentrum des christlichen Pfingst-Festes steht: für eine geistige Kraft, die ausstrahlt und verändert.

Es ist kein Zufall, dass wir Pfingsten seit langem als das Fest der Community, der Gemeinschaft von Menschen im Lassalle-Hauses feiern. Und von Herzen lade ich ein, auch jetzt leidenschaftlich gemeinsam zu feiern: am kommenden Pfingstsonntag, 8. Juni, um 8.30 Uhr in der Roten Kapelle, musikalisch gestaltet vom Pianisten Peter Rothenfluh.

Was mich an Pfingsten fasziniert: Es ist das Urbild einer synodalen Kirche, einer kraftvollen Orientierung und eines unbedingten Mutes zum Aufbruch. Da wird Vielfalt sichtbar und Vielsprachigkeit verständlich. Ein gemeinsames Hören bewegt, und auch Gottes dynamische Seite wird hörbar: Ruach, die bewegte Luft und der göttliche Lebensgeist, kommt in der hebräischen Bibel häufig vor – ein klingendes Wort!

Gerade in der gegenwärtigen Situation des Lassalle-Hauses beschäftigt mich die synodale Idee. Denn Synode bedeutet wörtlich: der gemeinsame Weg („syn-hodos“). Synodalität ist also nichts anderes als ein gemeinsames Gehen im Geist, in der Spiritualität. Ich finde, diese Perspektive macht Mut. Denn das Erbe von Hugo Makibi Enomyia-Lassalle SJ und das Erbe von drei Jahrzehnten Lassalle-Haus verdienen Zukunft!

Pfingsten feiern, das heisst auch, die Erinnerung an den Moment zu pflegen, in dem dieser gemeinsame Weg begann. Das war kein „Design Freeze“, sondern Zwang zur Beweglichkeit. Raus aus den scheinbar schützenden Mauern, hinein in eine Welt, die widrig und ungemütlich sein kann. Aber immer mit einem missionarischen Antrieb, so wie ihn Christian Bauer formuliert hat: Mission als Sehnsucht nach dem anderen. Als Bekenntnis eines „Du fehlst mir“!

Gerade an Weggabelungen, wenn Richtungsentscheidungen verlangt sind, wird uns deutlich: Wir bleiben immer unterwegs; wir kommen nie ans Ziel. Diese Gewissheit im Ungewissen ist die DNA der christlichen Kirchen, und sie sollten sich ihrer immer bewusst sein.

Und hier ist das Pfingst-Ereignis ein Versprechen: Wir dürfen uns vom Geist leiten lassen, von seiner Dynamik und seiner Kraft. Nicht nur von Tradition und schon gar nicht von Ängsten. Jeder synodale Prozess ist, wenn er ehrlich verfolgt wird, eine Fortführung des Pfingstereignisses: eine Kirche auf dem Weg, belebt und geführt vom Geist, offen für die Stimmen des Volkes Gottes.

Frohe Pfingsten!

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