12.08.2014 08:49

10. Aug. 2014: Sonntagspilgern

Zu Fuss nach Jerusalem - Pilgern von Südtirol nach Kärnten

Obwohl Sonntag ist, hat uns die Wirtin im Gasthof Löffele in Watschig (bei Hermagor) schon sehr zeitig ein Frühstück bereit gemacht. Weil die Tagesetappe unüblich lang war, hatten wir darum gebeten. Ein herrlicher Tag erwartete uns: Wir begannen mit dem Morgengebet bei der nahegelegenen Kapelle und konnten zügig auf dem Dammweg entlang der Gail laufen. Helen hielt den Tagesimpuls zum Thema „Berufung" und wir bedachten in der folgenden Schweigestunde die herausfordernde Aufgabe des Josef, der seine schwangere Frau nicht verstossen soll: Welche Zumutung und welch überfallsartige neue Situation! Und Josef lässt sich darauf ein!

Bernhard Frank, Chauffeur unseres Begleitfahrzeuges, bereitete uns wieder in bewährt hervorragender Weise das Mittagspicknick. Bald darauf kamen wir zur Kirche „Maria im Graben" bei Vorderdorf, einer schönen gotischen Kirche, am Ausgang einer steilen Schlucht gelegen. Bei einem Türkeneinfall im Jahr 1495 war die Kirche geschändet worden, anschliessend wurde sie innen barockisiert. Das Gitter zwischen Vorhalle und Hauptschiff war verschlossen, als wir ankamen. So feierten wir im kühlen Schatten hinter der sympathischen Kirche Eucharistie: Die Lesung erzählt vom langen Marsch durch die Wüste und den Vorstufen der Gottesbegegnung des Propheten Elija am Berg Horeb (1 Kön 19,9-13): Dem Sturm, der Erdbeben und dem Feuer, die dem Herrn vorausgingen; dann kam ein leises Säuseln: Da wusste der Prophet Elija, jetzt muss er sein Haupt verhüllen und aus seiner selbstgewählten Höhle hinaustreten: Da ging der Herr vorüber.

Auch das Evangelium des heutigen Sonntags ist mir seit den Vorbereitungen auf unsere Fusswallfahrt nach Jerusalem ans Herz gewachsen (Mt 14,22-33): Zu sehr später Nachstunde kommt Jesus vom Gebet zurück und ruft Petrus, das wackelige und erfolglose Boot zu verlassen und sich mit Blick auf Jesus auf das Wasser hinauszuwagen – auf das anscheinend Unmögliche.

Wir sind unterwegs – auf recht gesicherten, weil vorbereiteten Pfaden. Nur selten muss improvisiert werden, weil die Wanderkarten kleine Fehler enthalten. In der Sommerhitze ist jeder kleine Umweg zu spüren. Wir wollen weitergehen – auch wenn es schreckliche und grausame Nachrichten aus der Welt, dem Vorderen Orient oder Afrika gibt: Es ist nötig, für Frieden zu beten, dafür zu gehen, sich einzusetzen und die Hoffnung nicht zu verlieren – im Blick auf Jesus.

Franz Mali

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